
Beiträge zum Thema Farbpsychologie und Wirkung von Farben gibt es viele. Ich möchte heute aber einen Schritt weiter gehen und dir über die Theorie hinaus praktische Tipps für euer Kinderzimmer an die Hand geben wie du das Thema Farben und ihre Wirkung ganz konkret angehen und umsetzten kannst.
Komplett ohne die Grundlagen kommen wir aber nicht aus, daher starte ich mit einer kurzen Übersicht über Farbwirkung, -intensität- und -reinheit und gebe dir im zweiten Schritt dann ganz konkrete Ratschläge mit auf den Weg.
Farben und ihre Wirkung
Hier habe ich die Wirkung der Farben für dich zusammengefasst:

Du siehst schon – die Wirkung der Farben hängt immer auch von dem konkreten Farbton ab. Sattes grün ist kraftvoll und lebendig, während gelbliches grün schnell kränklich und bläuliches grün eher kühl wirkt.
Die Farbintensität und -reinheit

Die intensiven Farben findest du auf der rechten Seite des Farbkreises – vor allem um orange und rot herum, während blau und grün (links im Farbkreis) eher zurückhaltende Farben sind. Die Farben des Farbkreises sind reinbunt, das heißt ohne Beimischung – sie wurden also weder aufgehellt (mit weiß gemischt), gedunkelt (mit schwarz gemischt) oder getrübt (mit grau gemischt). Während du sie bei Dekoelementen gut einsetzen kannst, eignen sich reinbunte Farben für die Wandgestaltung weniger, da sie eine hohe Strahlkraft haben – auch die an sich zurückhaltenden Farben wie blau und grün.
Das Trüben von Farben (also mischen mit grau) dämpft ihre Inten
sität und macht sie gleichzeitig schwerer, weil sie dunkler werden. Auch das Aufhellen (mischen mit weiß) von Farben nimmt ihnen die Intensität, lässt sie gleichzeitig aber leichter wirken. Im Kinderzimmer entfalten aufgehellte oder abgedunkelte/getrübte Farben unterschiedliche Wirkung – gedunkeltes blau wirkt zum Beispiel schnell melancholisch, hellblau dagegen fröhlich.
Wenn du bis zu diesem Punkt gelesen hast und nun völlig ratlos bist was dein Kinderzimmer angeht, kann ich dich beruhigen – das war es mit der Theorie zu Farben und ihrer Wirkung. Ich finde es aber wichtig, die Grundlagen wenigstens kurz anzureißen. Jetzt komme ich zu ganz konkreten Tipps:
1. Die Wahl der Farben
Das Wichtigste ist natürlich, dass euch die Farben gefallen. Das ist sehr individuell und vielleicht hat dein Kind auch schon eigene Wünsche. Damit meine ich nicht, dass du das gesamte Kinderzimmer rosa streichen sollst. Gerade über Dekorationsartikel und Textilien wie Teppiche/Bettwäsche) kann einem bestimmten Farbwunsch sehr schön nachgekommen werden.

Du bist dir noch nicht sicher was dir gefällt und suchst nach Inspirationen? Dann schau dich auf meiner Pinterest-Pinnwand zum Thema Farbgestaltung um – bestimmt wirst du hier fündig. Wenn du mir folgst, bekommst du zudem regelmäßig schöne Inspirationen rund um die Kinderzimmergestaltung.

Eine weitere mögliche Herangehensweise ist es, die Farben aus einem schönen Bild zu verwenden. Gibt es ein Foto, dessen Farbgebung dir besonders gut gefällt? Du kannst zum Beispiel das kostenlose Onlinetool Coolors* (→ Klick auf Kamera-Symbol). Nutzen, um die Farben in dem Bild zu bestimmen.
2. Die Verwendung der Farben im Kinderzimmer
Ein Kinderzimmer muss viele verschiedene Funktionen erfüllen – hier wird gespielt und getobt, aber auch gemalt und geschlafen. Da intensive Farben um rot und orange (auch in getrübtere Form) eine aktivierende Wirkung haben, solltest du diese nicht beim Bett oder der Kuschelecke einsetzen. Hier eignen sich vielmehr ruhige Farben, die sich links auf dem Farbkreis befinden oder eben weiß.
In der Spielecke dagegen kannst du auch intensive Farben einsetzen. Zudem kommt es auf das Gemüt deines Kindes an. Hast du einen kleinen Wirbelwind, der in seinem Zimmer zur Ruhe kommen soll oder möchtest du dein Kind zu mehr Aktivität animieren? Auch davon hängt die Farbwahl ab.
3. Die Intensitätsgleichung

Die Intensitätsgleichung sagt aus, dass der Mengeneinsatz einer Farbe in umgekehrten Verhältnis zu ihrer Intensität stehen sollte. Sprich: Je intensiver der Farbton, um so zurückhaltender solltest du ihn einsetzen.
Du kannst eine intensive Farbe zum Beispiel sehr schön nutzen, um ein paar Highlights im Kinderzimmer zu setzen. Entweder streichst du eine Wand in einer kräftigen Farbe, bist dann aber bei der Dekoration zurückhaltend oder du hältst die Wände ruhig und verwendest einige Dekorationselemente in einer intensiven Farbe.
4. Die Raumgröße und -form

Die Wahl der Farben solltest du auch ein wenig von den Raumgegebenheiten abhängig machen.
Kleine Räume zum Beispiel wirken größer durch den Einsatz heller Farben. Auf eine kräftige oder dunkle Wand musst du auch hier nicht verzichten, wenn es nur eine kleine Wand oder eine Ecke ist. Alternativ kannst du auch, wie oben beschrieben, die Wände hell gestalten und bei der Dekoration auf Farbe setzen. Mehr Informationen zum Themen Einrichten kleiner Kinderzimmer findest du hier.
Auch die Raumlage hat einen Einfluss auf die Farbwahl. Für nach Norden liegende Kinderzimmer wählst du am besten warme Farben (rechte Seite Farbkreis) während Kinderzimmer in Südlage kühle Farben gut vertragen (linke Seite Farbkreis).
Niedrige Räume gewinnen optisch an Höhe, wenn die Decke heller gestrichen ist als die Wände. Langgezogene Zimmer profitieren von einer dunklen Stirnwand.
5. Kontraste für eine harmonische Farbgestaltung
Kontraste und harmonisch in einem Satz? Widerspricht sich das nicht? Nein, ganz im Gegenteil. Denn erst durch Kontraste wird das Kinderzimmer lebendig – wählst du alle Dekoartikel in dem exakt selben Farbton, wirkt das Zimmer schnell langweilig. Bei der Gestaltung ist es aber immens wichtig, dass alle Kontraste durch ein verbindendes Element zusammengehalten werden. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Bleib bei einer Farbe (z.B. grün) und arbeite mit verschiedenen Nuancen – z.B. einer intensiven Wandfarbe und Dekorationsartikeln in aufgehellten oder getrübten Grüntönen.
Wähle einen Farbton (z.B. blau) und kombiniere ihn mit Farben, die links und rechts im Farbkreis liegen (in diesem Beispiel von blaugrün bis blauviolett).
Kombiniere helle und dunkle Farben miteinander. Eine dunkle Wand setzt einen Akzent und wird kombiniert mit einer zarten/hellen Farbe, die die Dominanz des dunklen Farbtons wieder etwas aufhebt. Auch aufgehellte Nuancen der dunklen Farbe kannst du ergänzen.
Wähle komplementäre Farben (z.B. grün und rot). Achte aber darauf, dass du den intensiveren Ton nur in Maßen einsetzt und auch hier die Farben aufhellst oder trübst. Ein Klassiker ist auch das monochrome Kinderzimmer in schwarz-weiß.
Du kannst auch Kontraste herbeiführen, indem du zum Beispiel Dekoartikel in einem Farbton, aber mit verschiedenen Oberflächen verwendest (z.B. glatte, samtene und flauschige Kissen, glänzende und matte Oberflächen, transparente und undurchsichtige Materialien)
Wichtig: werde nicht zu bunt. Zu viele (intensive) Farben verwirren und ermüden das Auge - wähle daher lieber nur einen Farbton/Farbkontrast. Grau, braun oder weiß kannst du dazu kombinieren, denn sie sind recht zurückhaltend. Und eins ist klar: das Spielzeug wird schnell genug weitere Farbtupfer in das Zimmer bringen. Du weißt was dir gefällt, aber die Umsetzung fällt dir schwer? Ich helfe dir gerne!
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